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„Wir riskieren die Zukunft unserer Kinder!“

Emotionaler Dialog zwischen KITA und Landespolitik

L E N N E S T A D T – S A A L H A U S E N  / D Ü S S E L D O R F . Die Nerven in den Kitas liegen blank – und das trotz der bunten Luftballons, die die Eltern zum Dank und als Motivation zum „Tag der Kinderbetreuung“ im Eingangsbereich der WIR-KITA St. Josef in Saalhausen aufgehangen hatten! Davon mussten sich kürzlich in einem Dialog mit Lennestädter Vertreterinnen und Vertretern der katholischen WIR-KITAs der Olper Landtagsabgeordnete der GRÜNEN, Dr. Gregor Kaiser, und die per Video zugeschaltete Sprecherin für Kinder und Familie der GRÜNEN im Landtag NRW, Eileen Woestmann, überzeugen. „Kinder sind doch das Wichtigste, was es in unserer Gesellschaft gibt. Und es macht mich wütend und traurig, wie sie nun so im Stich gelassen werden“, konstatiert die Leitung der WIR-KITA St. Josef in Lennestadt-Saalhausen, Bettina Vetter. Sie arrangierte das Treffen zwischen ihren Kolleginnen und Kollegen, Trägervertretern und der Politik, das kürzlich in der Saalhausener KITA realisiert werden konnte.

 

„Wir haben doch alle in der Corona-Zeit bitter die Erfahrung machen müssen, was es für Kinder und ihre Familien bedeutet, wenn KITAs schließen müssen. Jetzt schlittern wir sehenden Auges in eine Situation, in der genau dies passieren könnte – und zwar dauerhaft und nicht für Tage oder Wochen“, schildert Bettina Vetter ihre aktuellen Eindrücke. „Wir wissen alle, wie wichtig engagierte und kompetente frühkindliche Bildung und Betreuung sind. Aber wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen. Das, was Politik und Gesellschaft von uns einfordern, ist so nicht leist- und realisierbar und wenn sich nichts ändert, wird das System implodieren“, fasst sie adressiert an die beiden grünen Abgeordneten überzeugt und pointiert zusammen.

 

„Wir wissen, dass Sie sich von unserer Anerkennung und unserem Lob aktuell nichts kaufen können.“

 

Für Dr. Gregor Kaiser und Eileen Woestmann sind diese Argumente und Situationsbeschreibungen aus den KITAs in NRW natürlich nicht neu. In dieser Emotionalität, verbunden mit dem detaillierten Blick „hinter die Kulissen“, war es aber auch für die beiden grünen Landespolitiker ein außergewöhnlicher und durchaus bewegendender Termin. „Wir wissen, dass Sie sich von unserer Anerkennung und unserem Lob aktuell nichts kaufen können. Aber seien sie sicher, dass wir sehr genau wissen, was Sie augenblicklich besonderes leisten und wie groß ihre täglichen Herausforderungen sind“, stellten Dr. Kaiser und Eileen Woestmann unisono fest.

 

„Wir sind überzeugt davon, dass es wichtig ist, Ihnen aus erster Hand und ungeschminkt die Realität aus den KITAs und aus den Trägerverwaltungen zu schildern“, betonte Michael Stratmann, Geschäftsführer von 180 katholischen WIR-KITAs zwischen Hamm und Siegen. Er führte den Politikern anschaulich vor Augen, wie sich die unzureichende Finanzierung durch das KiBiz auf den Geschäftsbetrieb, die Teams in den KITAs und damit auch auf die Kinder und ihre Familien auswirkt. „Wir mussten aufgrund der angespannten Finanzlage den flexiblen Vertretungspool auflösen und wir können es uns nicht leisten, weiterhin junge Nachwuchskräfte ausreichend auszubilden“, beschreibt er unverblümt die kritische Situation.

 

„Die zusätzlichen Belastungen für die Teams haben schon heute höhere Krankenstände zur Folge und welche Auswirkung die Reduzierung der Ausbildung hinsichtlich des bereits heute dramatischen Fachkräftemangels hat, möchten wir uns noch gar nicht ausmalen“, erläutert Claudia Sternberg, zuständige Regionalleitung der WIR-KITAs, ergänzend. „Zudem übernehmen unsere Teams in den Kitas auch eine wichtige Rolle des Kinderschutzes. Dieses wachsame Auge auf das Wohl der Kinder riskieren Politik und Gesellschaft, wenn wir Kitas schließen, Betreuungszeiten reduzieren und die Teams überlasten müssen.“

 

„Wir wollen in den KITAs die Kinder nicht verwalten und verwahren, sondern sie und ihre Familien als engagierte und kompetente Partner ein Stückweit ihres Lebensweges begleiten und unterstützend zur Seite stehen.“

 

Teilweise den Tränen nah berichteten KITA-Leitungen und Fachkräfte aus den Lennestädter WIR-KITAs von ihrem Arbeitsalltag Einige junge Auszubildende hätten aufgrund der außergewöhnlichen Belastung sogar schon das Handtuch geworfen. „Trotz aller Belastungen gehen wir jeden Morgen noch immer motiviert und engagiert an unsere Aufgaben heran. Das Lächeln der Kinder und das Vertrauen der Eltern entschädigt für viel. Aber die Wut auf die Politik und die mangelnde Unterstützung und Rückendeckung aus dieser Richtung wächst tagtäglich“, stellte Bettina Vetter stellvertretend fest.

 

„Wenn wir nun immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilen müssen und dazu noch blanke Zukunftsangst bei den Kolleginnen und Kollegen kommt, dann kann sich jeder ausmalen, wie lange das noch gutgehen kann. Wir brauchen politische Rückendeckung jenseits von warmen Worten. Wenn das ‚System KITA‘ gesellschaftlich und politisch gewollt ist und auch zukünftig funktionieren soll, dann ist eine solide und sichere Finanzierung durch das Land als ‚Auftraggeber‘ die unverzichtbare Basis“, appelliert Michael Stratmann.

 

„Wir wollen in den KITAs die Kinder nicht verwalten und verwahren, sondern sie und ihre Familien als engagierte und kompetente Partner ein Stückweit ihres Lebensweges begleiten und unterstützend zur Seite stehen. Dafür brauchen wir Ihre Hilfe. Wir riskieren sonst die Zukunft unserer Kinder“, bringt es Bettina Vetter auf den Punkt.

 

Dr. Gregor Kaiser und Eileen Woestmann hörten 90min aufmerksam zu und machten deutlich, wie kompliziert die finanzielle Situation des Landes, aber auch des Bundes ist. Eileen Woestmann verdeutlichte die Schritte, die die Landesregierung bereits unternommen hat, u.a. auch um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Und Gregor Kaiser wurde deutlich: „Es wird nicht ohne mehr finanzielle Mittel gehen. Die müssen irgendwo herkommen, und diese Gesellschaft ist reich genug es zu finanzieren. Bundesfinanzminister Christian Lindner muss den Ländern die Möglichkeit geben, die finanzpolitischen Rahmen ausreichend zu setzen.“ Auch betonten beide: „Wir können Sie nur bitten, nicht zu resignieren und sich weiter so engagiert für die Kinder in Ihren WIR-KITAs einzusetzen. Wir bitten Sie, dass Sie uns Ihre Eindrücke und Erfahrungen in Mails genauso eindringlich schildern, damit wir diese an die zuständigen Stellen ins Ministerium weiterleiten können“, boten sie aktiv ihre Unterstützung an, um den Weg des Dialoges mit den Entscheidungsträgern in Landespolitik und -verwaltung weiterzugehen. „Gerne laden wir Sie zum weiteren Erfahrungsaustausch auch in den Düsseldorfer Landtag ein, um diesen wertvollen Dialog fortzusetzen und im Kontakt zu bleiben.“

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